Chiara
19 Jahre alt, Projektteilnehmerin, PH-Studentin

 

Wer bist du?

Mein Name ist Chiara, bin 19 Jahre alt und PH-Studentin. Wegen dem Corona Virus bin ich momentan ausschliesslich zuhause. Darum habe ich momentan Zeit, mich an einem solchen Projekt zu beteiligen.

 

Was fällt dir persönlich schwer während der Corona-Krise?

Ich finde das Homeschooling sehr mühsam. Für jede Frage muss man ein Mail schreiben und wartet dann auf die Antwort des Dozenten.Der soziale Kontakt fehlt für mich persönlich sehr. Man kann über Skype oder ähnliches kommunizieren, es ist leider nicht das gleiche. Wieder einmal mit Freunden ins Kino zu gehen,einen Kaffee trinken und plaudern, das wäre schon mal wieder toll.

 

Wie bist du auf das Projekt aufmerksam geworden?

Ich engagiere mich oft in der kirchlichen Freiwilligenarbeit, habe so von diesem Projekt erfahrenund habe mich direkt zur Verfügung gestellt. Da ich die Autoprüfung gemacht habe, beliefere ich oft Senioren und Seniorinnen, die eine grosse Menge an Lebensmittel benötigen. Manchmal werden Vorräte für bis zu drei Wochen bestellt.

 

Wie viele alte Personen hast du bereits beliefert?

Ich habe schon viele Personen beliefert. Zwei Rentnerinnen beliefere ich immer wieder. Oftmals springe ich auch spontan für andere ein, da ich mit meinem Homeoffice sehr flexibel bin. Bis anfangs Juni habe ich sicher keine Schule.

 

Wie ist so der Ablauf beim Einkaufsdienst?

Meistens läuft es so ab: Als Erstes bekomme ich den Auftrag über unseren WhatsApp-Gruppenchat. Dann ruft mich ein Organisator*in an, erzählt mir wer die Person ist und leitet mir die entsprechende Nummer des Auftraggebers weiter. Anschliessend rufe ich dieser Person an. Dabei stelle ich mich kurz vor und frage welche Artikel sie benötigt, wo sie genau wohnt, welches Stockwerk usw. Wir klären ab, ob sie mir eine Tasche bereitstellt und ob sie «Märkli» sammelt. Dann machen wir zusammen Datum und Zeit ab. Meist ist es so, dass die Auftraggeber die Einkaufstasche, den Einkaufszettel und das Geld vor die Tür stellen.Wenn ich den Einkauf abgeschlossen habe, stelle ich die Taschen vor die Wohnungstüre, klopfe und gehe wieder. Beim Weggehen höre ich aufmerksam, ob sich die Türe öffnet. Zwischendurch desinfiziere und wasche ich natürlich auch immer wieder die Hände, damit ich die Risikopatienten auf keinen Fall anstecke.

 

Wie war das Feedback der alten Personen?

Bis jetzt waren alle immer sehr froh. Manchmal wenn ich anrufe, merke ich richtig wie Ihnen der soziale Kontakt fehlt. Es kann sein, dass man teilweise bis zu einer Stunde telefoniert, um einen Termin abzumachen, man merkt wie viel sie zu erzählen haben.Ich finde es wirklich schön, älteren Menschen auch auf diese Weise zu helfen. Oftmals bekommen wir ein kleines Trinkgeld für unsere Arbeit, was ich voll süss finde. An Ostern habe ich allen einen Osterhasen mitgebracht, weil ich mich für das Trinkgeld bedanken wollte.

 

Wie hat die Kommunikation geklappt?

Bei mir hat die Kommunikation immer sehr gut funktioniert, ich hatte auch schon jemanden, den ich am Telefon nicht gut verstanden habe. Schlussendlich war der Auftrag trotzdem erfolgreich.Grundsätzlich ist es ja nicht schwer. Man macht eine Zeit ab, erklärt wie es am einfachsten funktionieren könnte und wie die Übergabe sicher stadtfinden kann.

 

Auf welche Schwierigkeiten bist du beim Einkaufsdienst gestossen?

Eigentlich auf keine. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich z.B. den falschen Tilsiter gekauft habe. Einfach weil sie mir nicht die genaue Sorte geschrieben hat, aber das ist völlig verständlich. Es war nie ein Problem. Die älteren Leute waren trotzdem froh, dass überhaupt jemand für sie einkauft und haben sich bei der nächsten Bestellung präzisiert. (z.B. statt Tilsiter schreiben sie auf den Zettel Tilsiter grün)

 

Hast du Verbesserungsvorschläge?

So wie es zurzeit läuft, ist es optimal. Mir fällt nichts ein, was man noch verbessern könnte. Es ist auch wirklich sehr gut organisiert. Bis jetzt hat sich noch niemand negativ geäussert. Die Rentner und Rentnerinnen sind einfach nur froh, dass ein solches Projekt existiert.

 

Würdest du das Projekt deinen Kollegen empfehlen oder hast du das bereits?

Dieses Projekt wurde von vielen in ihrem Status geteilt, so hat sich das Projekt sehr schnell rumgesprochen. Ich habe auch ein paar Kollegen darauf angesprochen. Da bald die zweite Lockerung kommt, haben viele Schüler und Schülerinnen wieder Unterricht und sie müssen sich wieder auf die Schule konzentrieren. Somit dürfen sie ihre Aufträge abgeben, welche neu aufgeteilt werden. (meist auf die älteren in der Gruppe, da Studenten und einige Berufe weiterhin Homeoffice haben).

 

Was hältst du von der Pfefferstern Plattform?

Ich bin katholisch und kenne deshalb die Pfefferstern-Plattform nur vom Hören. Ich mache das Projekt einfach aus eigenem Anstoss. Ich finde es aber toll, dass die Jugendlichen der reformierten Kirche Punkte für Ihre Arbeiten sammeln können. Das motiviert vielleicht die Jüngeren an einem solchen Projekt teilzunehmen. Sie merken so, dass Helfen Spass machen kann.

 

Glaubst du, dass dieses Projekt auch nach der Corona Krise weiterhin bestehen bleiben könnte?

Ich denke, es wird ganz sicher die nächste Zeit noch bestehen bleiben. Die unsichere Lage wird noch eine Weile bestehen bleiben. Nicht, dass sich die Rentner verunsichert in den Bus setzen müssen und dabei Angst haben müssen von jemanden infiziert zu werden. Ein grosser Teil unserer Kunden hat gar kein Auto. Sie gehen normalerweise zu Fuss oder mit dem Bus. Vielleicht könnte sich in Zukunft auch so etwas etablieren wie eine Einkaufshilfe, bei der wir ältere Menschen beim Einkaufen unterstützen würden. Vielleicht wird es in einer solchen Form oder einer Ähnlichen bestehen bleiben.

 

Hast du spontan noch etwas zu ergänzen?

Ich finde es ein «mega» tolles Projekt. Alle sind froh, dass es existiert. Normalerweise gehe ich nicht so häufig in die Migros einkaufen. Viele Kunden benötigen aber etwas aus der Migros. So habe ich bereits einige Lebensmittel entdeckt, von denen ich dachte, dass sie gar nicht existieren. Ganz neue Ecken im Supermarkt eröffnen sich für mich. Man lernt die Migros und den Coop auf eine völlig neue Art kennen. Für sich selber kauft man immer das Gleiche. So lerne ich auch neue Sachen kennen und ich bin sehr froh darüber. Es ist teilweise nicht immer ganz einfach die unbekannten Lebensmittel zu finden. Ein solcher Einkauf geht deshalb etwas länger, aber dieses Suchen macht mir auch sehr grossen Spass.